Dienst: 1x Verweigerung im Buch Jona

Rettungssoldat klang zwar geradezu nach Heilsarmee – trotzdem kam auch so ein militärischer Beitrag für mein Gewissen letztendlich nicht in Frage. Ich diente dann stattdessen in Wohltätigkeitsprojekten mit partnerschaftlichem Umgang und bin darum bis heute ein ziemlich untauglicher Befehlsempfänger. Dem Propheten Jona ist die Schule des Gehorsams hingegen nicht erspart geblieben: Er soll Gottes Gericht über der assyrischen Stadt Ninive ankündigen und am Ende aber Gottes Mitleid teilen, welches das Angedrohte dann doch verhindert. Jona sieht das schon am Anfang so kommen und hat entsprechend wenig Lust auf die Überbringung einer prophetischen Botschaft, die dann doch nicht in Erfüllung geht. Ganz so einfach ist es allerdings nicht, Gott und seiner Berufung den Rücken zu kehren.

1:0 für den Himmelsgott!

Jonas Flucht in Kapitel 1 stellt sich als ziemlich schwierig heraus: Er findet zwar ein Schiff zum Abhauen, aber dieses gerät in einen Sturm. Das Toben wird immer heftiger und zur Beruhigung kommt es erst, als Jona – auf seinen eigenen Vorschlag hin – ins Meer geworfen wird. Der Prophet will also wenigstens in den Tod fliehen – oder er ahnt sogar bereits, dass es für ihn nicht einmal ein sicheres Ertrinken gibt. Auch das Meer wurde ja von dem Gott erschaffen, den er angeblich verehrt (Vers 9).

Die Seeleute auf dem Schiff sind am Ende jedenfalls wirkliche Verehrer von Jonas Gott. Sie beten nun (auch) zu diesem und nicht mehr (nur) zu ihren bisherigen Göttern. Bemerkenswert sind insbesondere ihre Skrupel, den Propheten zu opfern (V. 13-14). Die Pointe der selbstkritischen Lehrerzählung wird also bereits hier bei den Seeleuten vorbereitet: Vom Hebräer Jona würde man erwarten, dass er auf seinen Gott hört – er tut es aber nur widerwillig. Von den nicht-hebräischen Menschen hingegen würde man es nicht erwarten, aber gerade sie erweisen sich als bereitwillig zum Hören. Ja – sie sind dem wahren Gott, der auch noch so verwirktes Leben lieber retten will, näher als dessen engherziger Prophet!

Werden die Menschen hier nicht mittels Angst gefügig gemacht?

Leider ist Kindern mit dieser Prophetenerzählung oft Folgendes vermittelt worden: Gehorche! Oder willst du Gottes Zorn so herausfordern wie Jona, der erst durch ein fischiges Monster zur Umkehr gebracht wurde? Und genauso könnte man hier auch eine göttliche Einschüchterung der nicht-hebräischen Beteiligten auf dem Schiff (und in Ninive) sehen: Bekehrt euch! Oder wollt ihr untergehen? Eine solche Lesart verzerrt jedoch die Botschaft der Jona-Geschichte – und der Bibel insgesamt!

Hilfreich ist dazu der Vergleich mit einer ähnlichen Situation, in welcher der Jesus-Nachfolger Paulus war (s. Apg 27,9-44): Dort finden wir ebenfalls Seeleute (und Soldaten), die einfach ihren Ängsten folgen. Es begegnet uns aber auch Vertrauen – zwischen Gott und dem (in Kontrast zu Jona ohne Vorbehalt dienstbereiten) Juden Paulus sowie wiederum zwischen Paulus und dem römischen Hauptmann! Welche der beiden Kräfte rettet am Ende wirklich alle? Es ist eindeutig diese positive (und nicht jene negative, die Paulus auf den letzten Metern fast doch noch den Tod gebracht hätte)! Ja, für eine echt rettende Beziehung möchte Gott auch DICH gewinnen und darum fragen: Fürchtest du mich noch oder vertraust du mir schon?

Links zum Buch Jona

Auf bibelwissenschaft.de findet man einen hilfreichen Überblick. Das Bibel Projekt bietet auf Youtube ebenfalls eine Zusammenfassung, die grafisch besonders nett aufbereitet ist – und zwar hier (9 min). Neulich im Zoom-Gottesdienst der Vineyard Basel bin ich übrigens beim Predigen aus aktuellem Anlass – „Noch vierzig Tage…“ – auch auf Jona zu sprechen gekommen (25 min):

Dies war ein Blogartikel im Rahmen meines eigenen Projektes 8etappen.net und ich hoffe, er hat Lust darauf gemacht, auch selbständig auf Bibel-Entdeckungsreise zu gehen! Fange doch auch mit Etappe 1 an und folge mir in deinem eigenen Tempo! Ich fahre inzwischen mit Etappe 7 fort und werde so demnächst einen kurzen Artikel zum Buch Nahum schreiben sowie hier veröffentlichen. Deine Bemerkungen zum Buch Jona würden mich übrigens auch sehr interessieren – Kommentieren ist also höchst erwünscht!!

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