Kollektiv: 1x Gemeinsames im Buch Maleachi

„Ich mach‘ mein eigenes Ding.“ Daran hat man sich kulturell um den Nordatlantik herum längst gewöhnt – an den freien Wettbewerb unabhängiger Individuen. Ausnahmen – z.B. soziale Projekte oder kirchliche Bewegungen mit einem starken Wir-Gefühl – fallen sofort auf. Um den Südatlantik herum ist solidarisches Miteinander hingegen die Regel und nur selten sind Alleingänge zu beobachten. Auch beim Propheten Maleachi begegnet uns eine solche Betonung des Zusammenhalts – allerdings wohl gerade darum, weil die angestrebte Kultur und ersehnte Zukunft in Jerusalem damals von gegenläufigen Interessen herausgefordert wurde.

1 Gott, 1 Schöpfer…1 Vater!

In der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Exil war es besonders wichtig, den Fortbestand des jüdischen Volkes auch familienpolitisch zu unterstützen. Das Ziel, dass man Nachkommen hervorbrachte, wurde aber durch Scheidungen torpediert. Zudem gab es Männer, die lieber nicht-jüdische Frauen heirateten. Beides wurde auch durch Maleachi angeprangert und diese Kritik beginnt mit einem bemerkenswerten Vers:

Haben wir nicht alle denselben Vater? Hat nicht der eine Gott uns alle geschaffen? Warum handeln wir dann treulos aneinander und entweihen so den Bund, den Gott mit unseren Vorfahren geschlossen hat?

Der Prophet betont also, dass es um mehr geht als nur um konservative Pflichten in der persischen Provinz Jehud. Es geht immer noch darum, Juda im Sinne einer Bundesfamilie zu sein. Und auch mit dem gemeinsamen Vater ist offenbar nicht nur Jakob, Isaak oder Abraham gemeint. Es ist der Gott Israels gemeint, der Schöpfer höchstpersönlich! Die kritisierten Männer sollen sich also alle als Brüder verstehen und entsprechende Treue zueinander beweisen.

Was ist mit Geschwisterlichkeit gegenüber nicht-jüdischen Menschen?

Genau – das war noch nicht alles! Indem Maleachi einerseits von dem einen Schöpfer und andererseits von dem einen Vater spricht, bringt er das Alte Testament bereits in unmittelbare Nähe zum Neuen. In der christlichen Bibel folgt ja dann auch unmittelbar das Matthäusevangelium. (Nur in manchen Ausgaben sind dazwischen noch separat die so genannten Apokryphen platziert.) Wie es weitergeht – dieses Finale sollte man unbedingt auch lesen!

Die Fortsetzung lautet: Der göttliche Vater begründet durch seinen Sohn Jesus eine geistliche Familie, in der alle Menschen ohne Unterschied als Brüder und Schwestern betrachtet werden – egal welcher Herkunft (s. Eph 2,11-22)! Maleachi bereitet das mit den Fragen im obigen Zitat schon einmal vor. Welche Menschen fühlen sich von DIR als Geschwister behandelt, obwohl sie nicht im herkömmlichen Sinn mit dir verwandt sind? Welche nicht? Ich möchte dich ermutigen, alle Geschöpfe immer mehr mit den Augen des väterlichen Schöpfers sehen zu lernen!

Web-Empfehlungen zum Buch Maleachi

Natürlich gäbe es auch noch ein paar andere spannende Verse zu entdecken. Ich verbleibe nun aber mit dem Hinweis, wie man noch einmal einen Gesamtüberblick kriegen kann – nämlich durch den entsprechenden Bibelkunde-Artikel von bibelwissenschaft.de oder durch folgenden Youtube-Clip von Das Bibel Projekt (unter 8 min):

Dies war ein Blogartikel im Rahmen meines eigenen Projektes 8etappen.net und ich hoffe, er hat Lust darauf gemacht, auch selbständig auf Bibel-Entdeckungsreise zu gehen! Fange doch auch mit Etappe 1 an und folge mir in deinem eigenen Tempo! Ich fahre inzwischen mit Etappe 8 fort und werde so demnächst einen kurzen Artikel zum Buch Hesekiel/Ezechiel schreiben sowie hier veröffentlichen. Deine Bemerkungen zum Buch Maleachi würden mich übrigens auch sehr interessieren – Kommentieren ist also höchst erwünscht!!

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