Mund: 1x Scharfzüngiges im Jakobusbrief

Wie gespalten können Leute nur sein? Er tut nicht das, was er sagt. Sie sagt nicht das, was sie denkt. Dabei sollte das doch zusammenpassen! Wer sich über solche Ungereimtheiten aufregt, kriegt im Brief des Jakobus volle Unterstützung. Auch Paulus sagt, dass im ganzen Menschen kein Platz für Sünde mehr übrig bleiben soll, und interessiert sich dabei erst einmal ausgiebig für innere Vorgänge. Im Unterschied dazu kommt Jakobus sehr schnell auf ganz konkrete Ausdrucksformen von Geteiltheit zu sprechen: Wie können dir die Waisen und Witwen egal sein, wenn du doch Gott ehren willst? Und das ist nur eines von vielen Beispielen, mit denen er die Abtrennung der sozialen Dimension anprangert. Zudem sticht in diesem Zusammenhang insbesondere folgende Warnung heraus.

Gefahr Nr. 1: Verbrennung und Vergiftung!

Viel Schaden beginnt nach Jak 3,1-12 mit der Zunge: Wie ein Feuer kann sie einen ganzen Waldbrand verursachen. Sie kann töten wie ein giftiges Wildtier. Diese und weitere Bilder machen klar, dass es nicht zu verharmlosen ist, wie wir sprechen. Denn es kann doch nicht sein, dass uns über dieselben Lippen das Lob Gottes und die Verfluchung unserer Mitmenschen kommen (Verse 9-10)!

Und so wird dann auch der Einstieg in den Abschnitt verständlich (V. 1): “Meine Brüder, nicht zu viele von euch sollten Lehrer der Gemeinde werden wollen. Ihr wisst ja, dass wir Lehrer vor Gottes Gericht strenger beurteilt werden als die anderen.” Genau das war nämlich das Problem, das Jesus bereits vorfand – scheinheilige Lehrmeister in inflationärer Zahl. Auch für Jakobus ist so ein spitz formulierter Brief also eine riskante Sache.

Darum sag’ ich grundsätzlich lieber nix – ist das nicht besser?

Nein! Es besteht ja nicht nur das Risiko, dass wir Verfluchung und Gericht mit unserem Mund bewirken. Wir würden so ja auch die Chance einer positiven Wirkung unserer Worte verspielen: Lob, Segen, Rettung, Trost. Jesus ist gesandt worden, um seinen Nachfolgern Frieden und den Heiligen Geist zuzusprechen, und für uns gilt dasselbe (s. Joh 20,22-23). Eine krasse Verantwortung! Welche Menschen sollten in deinem Umfeld dringend hören, dass ihre Schuld vergeben ist? Und wer sagt es ihnen, wenn nicht du?

Online-Ressourcen zum Jakobusbrief

Von den Podcast-Serien des Projekts bibletunes gibt es die entsprechende hier zum Herunterladen (je 5-10 min; komplett gesprochener Text + kurzer Impuls). Einen Gesamtüberblick kriegt man, wenn man auf bibelwissenschaft.de den entsprechenden Bibelkunde-Artikel liest – oder durch folgenden Youtube-Clip von Das Bibel Projekt (8 min):

Dies war ein Blogartikel im Rahmen meines eigenen Projektes 8etappen.net und ich hoffe, er hat Lust darauf gemacht, auch selbständig auf Bibel-Entdeckungsreise zu gehen! Fange doch auch mit Etappe 1 an und folge mir in deinem eigenen Tempo! Ich fahre nun mit Etappe 6 fort und werde so demnächst einen kurzen Artikel zu den Korintherbriefen schreiben sowie hier veröffentlichen. Deine Bemerkungen zum Jakobusbrief würden mich übrigens auch sehr interessieren – Kommentieren ist also höchst erwünscht!!

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