Erwählung: 2 Bestimmungen im Buch Deuteronomium

Zum letzten der fünf Tora-Bücher habe ich bereits einen Blogartikel geschrieben, wo ich Treue-Wegweiser aufgespürt habe. Während dort eine auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehung im Vordergrund steht, geht es hier nun um ein ganz einseitiges Handeln von Gott her. Dieser bringt nämlich eine besondere Wertschätzung bzw. eine bestimmte Aufgabe ins Spiel, wo vorher Beliebigkeit war. Der Unterschied zwischen “ausgesucht” und “nicht ausgesucht” entsteht, statt dass alles über einen Kamm geschert wird. Gott erwählt – und das geschieht gerade nicht willkürlich, sondern aus Liebe und mit befreiender Absicht. Wie wir den folgenden Offenbarungen durch Mose entnehmen können, fällt die Wahl auf zweierlei.

1. EUCH bin ich nahe!

Am Leben bleiben und das Land einnehmen – mit dieser Perspektive beginnt Kapitel 4 und damit eine lange Rede an eine neue israelitische Generation. Dieser darf der alte Mose leider nicht mehr angehören, sondern nur noch seinen letzten Willen bekunden. Seine wichtigsten Botschaften wiederholt er dabei immer wieder – wie z.B. in folgender Kombi (Verse 39-40): „Der HERR ist Gott im Himmel und auf der Erde, er allein! Haltet euch an seine Gebote und Weisungen, die ich euch heute gebe.“ Mose betont also die göttliche Alleinstellung und gleichzeitig auch die Sonderstellung des Volkes (V. 37): „Schon eure Vorfahren hat er geliebt und euch, ihre Nachkommen, als sein Volk auserwählt. Deshalb hat er selbst euch mit Macht aus Ägypten befreit.“

GELIEBT, AUSERWÄHLT, BEFREIT – das ist die Reihenfolge, in der Mose die Geschichte von Israels Einzigartigkeit nachzeichnet. Aus dem zunächst weniger offenbaren Handeln des HERRN resultiert das klar sichtbare Exodus-Ereignis (V. 32-34): Kein Volk wurde wie Israel aus einem fremden Land herausgeholt und so zum Eigentum eines Gottes gemacht, kein Volk hat Gottes Stimme wie Israel aus dem Feuer gehört und so Wunderbares erlebt! Mit der Erinnerung an die Vergangenheit will Mose also, dass sich das auch in der Gegenwart und Zukunft fortsetzt (V. 6-8): Kein anderes Volk hat so nahe Götter und darum ist auch keinem eine solche Weisheit und so gerechte Gebote gegeben wie Israel.

2. DORT will ich wohnen!

Völker vertreiben und Götzenstatuen zerschmettern – mit diesem Programm beginnt Kapitel 12 und damit nun die detaillierte Mitteilung der einzelnen Ordnungen und Gebote. Weil bisher sogar Kinder für die Götter verbrannt worden seien, steht das Götzendienst-Verbot bei Mose zuoberst auf der Liste (Vers 4): „Ihr dürft den HERRN, euren Gott, nicht auf die gleiche Weise verehren wie diese Völker ihre Götter.“ Vorsorglich soll es nach der Überquerung des Jordans neu eine zentrale Opferstätte geben (V. 13-14): „Hütet euch davor, eure Brandopfer an jeder beliebigen Stelle darzubringen! Opfert allein an dem Ort, den der HERR in einem eurer Stammesgebiete aussuchen wird, und haltet euch an meine Weisungen!“

AUSGESUCHT STATT BELIEBIG – das unterscheidet den Ort, an dem der HERR selbst wohnt, von den Wohnorten Israels. An diesen gelten einfach die allgemeinen Vorschriften zum Fleischkonsum, während an jenem der besondere Verzehr von Geweihtem stattfindet (V. 15-17): Die erstgeborenen männlichen Tiere darf man auf keinen Fall für sich selbst schlachten, alle anderen können nach Herzenslust gegessen werden – Hauptsache ohne Blut! Mit dem ausgewählten Ort soll es ‚anders‘ sein (V. 7-9): Man hat dann ein Land bekommen, soll feiern und sich am Geschenkten sowie am Erarbeiteten freuen. Der weitere Verlauf der Geschichte enthüllt dann auch namentlich, wo später zentral geopfert wird – nämlich in Jerusalem.

Hat Gott also den Rest der Welt verworfen?

Nein! Schon im Alten Testament geht es nicht nur um eine Erwählung Israels aus allen anderen Völkern, sondern auch für alle anderen Völker! Darum konnte sich Paulus – nachdem er am einen Sabbat die Geschichte der Auserwählung seines jüdischen Volkes bestätigt hatte, am anderen Sabbat – mit der Botschaft von Jesus auch an die Nichtjuden wenden (Apg 13,47-48): Der Herr habe (im Jesaja-Buch seinem Diener und damit auch) Paulus und Barnabas befohlen, der ganzen Welt die Rettung zu bringen. „Und alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, begannen zu glauben.“

Wenn die Bestimmung zum ewigen Leben auch für nichtjüdische Menschen gilt, dann ist niemand von vornherein ausgegrenzt – und man darf daraus weiter folgern, dass auch jede deutschsprachige (oder sonstige) Stadt zu einem Jerusalem werden kann! Was glaubst DU, (1) wem Gott sonst – aus welchen Völkern auch immer – nahe ist und (2) wo Gott heute – auch dezentral sozusagen – wohnen will? Ich jedenfalls denke da nicht zuletzt an (jede Gruppe bzw. jeden Ort von) Menschen, die bedrückt und verzweifelt sind! Aktuell gehören da sicher Geflüchtete dazu, die (sowohl menschlichen als auch) göttlichen Schutz brauchen. Mindestens so qualifiziert sind aber auch die Zentren mit Gebliebenen, wo mitten im Krieg die Rettung durch ehrliches Gebet zum himmlischen Wunderwirker (und nicht in militärischer Kraft) gesucht wird.

Youtube-Favoriten zum Buch Deuteronomium

Von Sommers Weltliteratur to go gibt es einen kurzweiligen, mit Playmobil-Figuren lustig gespielten Überblick (8 min). Das Bibel Projekt wiederum studiert sechs Wörter des “Schma” (jeweils ca. 4 min): Hören | HERR | Liebe | Herz | Seele | Kraft. Und man findet unter den veröffentlichten Clips auch noch einmal ein Überblicksvideo – zwar ohne Playmobil, aber dafür mit animierten Zeichnungen und auch mehr Ernsthaftigkeit (6 min):

Das war ein Blogartikel im Rahmen meines eigenen Projektes 8etappen.net und ich hoffe, er hat Lust darauf gemacht, auch selbständig auf biblische Entdeckungsreise zu gehen! Fange doch auch mit Etappe 1 an und folge mir in deinem eigenen Tempo! Ich selbst bin hiermit nun am Ende meines Vertiefungsleseplans In 5 Etappen durch die Bibel angekommen, werde aber in den kommenden Monaten noch ein paar allerletzte Bonus-Artikel schreiben. Deine Bemerkungen zum Buch Deuteronomium würden mich übrigens auch sehr interessieren – Kommentieren ist also höchst erwünscht!!

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