Neulich habe ich meinen 35. Geburtstag gefeiert und mich gefragt, ob nun endlich alles Unreife aus meinen Gedanken, Worten und Taten herausgealtert ist. Die ersten paar Wochen seither deuten allerdings eher darauf hin, dass ich dieses Ziel wohl auch mit 70 Jahren noch nicht erreicht haben werde. Im Vergleich zu mir als Teenager dürfte ich mittlerweile dennoch ein wenig schlauer geworden sein. Und schon damals überschätzte ich mich nicht derart, dass ich das Gebet in unterschiedlichen Situationen für unnötig gehalten hätte. Wie auch immer – man braucht wohl wirklich die ganze Zeit bis zum letzten Tag seines irdischen Lebens, um mehr als nur oberflächlich zu allen drei folgenden Erkenntnissen zu gelangen:
1. Hören macht den Unterschied.
Dass Gott den Seinen einfach so gibt, erlebten ganz besonders die ersten drei Könige Israels – Saul, David und Salomo. Letzterem wird Psalm 127 zugeschrieben, aus dem ich soeben zitiert habe. Die anderen beiden machten zusätzlich die Erfahrung, dass einem auch alles wieder genommen werden kann. Endgültig war dieser Absturz allerdings nur für den, der Menschen mehr fürchtete als Gott. “Welcher Stimme gehorche ich?” scheint die entscheidende Frage zu sein, wenn ich das Erreichte nicht wieder verlieren will. Auch Psalm 1 macht das (im wörtlichen Sinne) zur Voraussetzung für alles weitere:
2. Warten macht den Unterschied.
Sollte es dem, der nicht nach Gott fragt, nicht SOFORT schlecht gehen? Ganz so einfach ist es offenbar doch nicht! Es fällt allerdings auf, dass die Eifersucht in Psalm 73 bereits Vergangenheit ist. Der Zeitfaktor scheint auch eine Rolle zu spielen. Bei den Königen Ahab und Hiskija vermittelt etwa eine verfrühte Momentaufnahme ein völlig anderes Bild als die Betrachtung davon, wie sie enden und wie lange es ihre Dynastie nach ihnen noch gibt. “Abwarten!” gibt darum Psalm 37 zu bedenken:
3. Einsicht macht den Unterschied.
Laut Psalm 62 ist das, was wir Menschen in die Waagschale der Gerechtigkeit werfen, vor allem eines – eine Täuschung. Es ist Selbstüberschätzung, wenn wir unsere Taten für so gut halten, dass uns wenigstens ein gutes Ende sicher zusteht. Auch das vereinfacht die Wirklichkeit immer noch derart, dass Jesus dieses Denken im wörtlichen Sinn durchKREUZte. Es mag zwar ein komplexes Belohnungsmuster Gottes geben, welches uns zu Langmütigen und Allheiligen erzieht. Vor allem aber gibt es ein falsches Belohnungsmuster dieser Welt, welches Anreize für Hochmütige und Scheinheilige schafft! Deren Opfer haben oft keine andere Hoffnung als die auf das Jenseits. Und der Auferstandene gibt ihnen Recht. “Siehst du?!” können sie mit Hinweis auf das leere Grab sagen. Ja, mit diesem Bewusstsein stirbt man nicht nur gefasster – nein, man überwindet den Tod! Und die Uneinsichtigen von Psalm 49 verpassen aus einer solchen Perspektive dramatisch viel mehr als nur die Möglichkeit, sich in ihrer Vergänglichkeit wenigstens ein bisschen von den Tieren abzuheben:
Und was mache ich jetzt damit?
Überlege dir doch gleich mal, was in deiner aktuellen Situation einen signifikanten Unterschied machen könnte: Das neu entdeckte Hören auf Gottes Stimme? Das geduldige Warten auf die Erfüllung einer möglicherweise eher langfristigen Verheissung? Die tiefere Einsicht, dass sogar mit dem Tod das letzte Wort noch nicht gesprochen ist?
Was auch immer es ist – packe die Gelegenheit und starte noch heute einen geistlich-praktischen Lernprozess! Jesus erwartete von seinen Hörern und Hörerinnen von Anfang an (s. Mk 1,15 u. Mt 4,17) genau das und nicht weniger: “Ändert euer Leben!” Ist dir also vielleicht beim Lesen gerade etwas bewusst geworden, was du dir abgewöhnen bzw. angewöhnen möchtest? Sehr hilfreich kann dabei sein, einer Vertrauensperson davon zu erzählen – verbunden mit der Bitte um Nachfrage. Beispiel: “Ich möchte in Zukunft mit XYZ weiser umgehen. Kannst du in einem Monat fragen, ob sich bei mir da etwas verändert hat?”
Psalmvertonungen auf Youtube
Noch ein Hinweis auf englischsprachige Musik: Das Projekt The Shiyr Poets hat sich zum Ziel gesetzt, den Psalter in Folk-Rock Songs auszudrücken. Nicht nur die besonders radio- und gemeindetauglichen Texte werden interpretiert, sondern alle – z.B. auch diejenigen, die sich mit den Leidenden solidarisieren. Bis dato sind die ersten 20 Psalmen veröffentlicht worden – also auch Psalm 1. Ansonsten gibt es auf dem Kanal von KingswayWorship den Psalm 62 als modernen (und doch auch schon etwas älteren) Choral:
Dies war ein Blogartikel im Rahmen meines eigenen Projektes 8etappen.net und ich hoffe, er hat Lust darauf gemacht, auch selbständig auf Bibel-Entdeckungsreise zu gehen! Fange doch auch mit Etappe 1 an und folge mir in deinem eigenen Tempo! Ich nehme nun als Nächstes Etappe 3 in Angriff und werde so bald einen kurzen Artikel zum Lukasevangelium schreiben sowie hier veröffentlichen. Deine Bemerkungen zu den Psalmweisheiten würden mich übrigens auch sehr interessieren – Kommentieren ist also höchst erwünscht!!