Überwinden: 5 Hürden in der Apostelgeschichte

Der Fokus meines ersten Blogartikels zur Geschichte der Apostel (bzw. des Heiligen Geistes) lag auf Mutproben. Auch sonst wird in diesem Buch eine ganze Menge erprobt: Zuverlässigkeit, Bewährung, Kraft, Nerven, Geduld. Einerseits lautet also die schlechte Nachricht für alle in der Jesus-Nachfolge, dass sie viele Steine in den Weg gelegt bekommen. Andererseits lautet die gute Nachricht, dass Gott für jedes Problem eine Lösung hat! Was vielleicht aussieht wie ein tragisches Ende, ist für ihn nur ein vorübergehender Zwischenhalt vor der Weiterreise. Letztlich kann ihn nämlich kein Hindernis, kein Widerstand aufhalten – egal ob z.B. bei einem Konflikt in der Gemeinde oder mit der Umwelt. Bei folgenden fünf Beispielen ist das nicht immer gleich deutlich erkennbar und darum umso mehr eine Untersuchung wert.   

1. Private Unterschlagung

Apg 5,1-11 berichtet von einer entsetzlichen, schrecklichen Begebenheit: Unter den Gläubigen, die ein Grundstück verkaufen und so Geld zu den Aposteln bringen konnten, waren auch ein Hananias und eine Saphira (Vers 1). Dieses Paar behielt jedoch heimlich einen Teil für sich und belog so den Heiligen Geist (V. 2-3). Kurz darauf brach Hananias tot zusammen und etwa drei Stunden später fiel auch Saphira tot zu Boden (V. 5-11). Zuvor hatte Petrus klar betont, dass einerseits keine Pflicht zum Verkauf von Eigentum bestand und dass auch danach das Behalten der Summe das gute Recht der beiden war (V. 4). Entscheidend ist also, dass Hananias und Saphira die Wahrheit unterschlagen haben – nicht nur Geld!

Nun kann man hier schnell kopfschüttelnd kommentieren: “Was für eine Überreaktion von Gott bzw. von seinem bevollmächtigten Apostel Petrus!” Man kann das Verhalten von Hananias und Saphira zwar ablehnen, dabei aber auch relativieren und fragen: “Geht davon jetzt wirklich die Welt unter?” Petrus würde allerdings wohl antworten: “Tatsächlich steht und fällt für Gottes Welt ALLES mit dem Glauben (wahrhaftig sein) – sowie mit dem Lieben (freigebig sein).” Als Lösung taugt also NICHT, das Problem erst kleinzureden und sich dann damit zu arrangieren. Allerdings taugen auch tödliche Strafwunder nicht als Regel, weshalb Jesus in Samarien seine Jünger Jakobus und Johannes zurechtgewiesen hat. Wer könnte da letztlich noch überleben? Ein (schwacher) Trost wäre also schon mal, dass hier eine einmalige Ausnahme vorliegt. Für Hananias und Saphira ist allerdings noch mehr zu hoffen – nämlich dass die Reise auch für sie weiterging, weil selbst der Tod für Gott nicht das Ende ist! (Man darf ja wohl noch spekulieren…)

2. Externes Wüten

Apg 7,54-60 dokumentiert einen grausamen Tod anderer Art: Die Mitglieder des Hohen Rates stürzen sich auf Stephanus, dessen Verteidigungsrede in einer Vision von Jesus an Gottes rechter Seite ihren Höhepunkt erreicht (Verse 54-57). Stephanus ist der erste Märtyrer nach dem Vorbild seines Meisters Jesus und mit seinen letzten Worten bittet er – wie damals bei der Kreuzigung – um göttliche Vergebung für diejenigen, die ihn steinigen (V. 59-60). Zum ersten Mal liest man zudem auch von Saulus/Paulus (V. 58) – hier noch als feindlicher Bewacher von Obergewändern, der aber schon bald die Seite wechseln wird. Es gibt also ein nicht zu verachtendes Potential unter den Wut-Leuten!

Mit dem Problem hier verbinden wir heutzutage vor allem afrikanische und asiatische Länder, wo hauptsächlich islamistischer (aber auch anderer, z.B. hinduistischer) Fanatismus für tödliche Gewalt gegen christlich Gläubige verantwortlich ist. Demgegenüber kann man mit Jesus hierzulande gut alt werden, auch wenn etwa eine öffentliche Parteinahme für das ungeborene Leben durchaus heftigen Gegenwind zu erwarten hat. Egal welche Stufe von Anfeindung und Verfolgung – die Chancen sind immer mindestens so vorhanden wie die Risiken: Letztere gehören zwar je nachdem nicht zu den harmlosen, aber der Heilige Geist ist mit den Furchtlosen! Stephanus konnte das durchstehen und die ihn Hassenden trotz allem wie Jesus lieben – mehr als dass er den Tod fürchtete. Vielleicht half ihm, auch sie als potentiell Liebende zu sehen. Jedenfalls ist das die Lösung – etwas (bzw. jemand) Stärkeres als die Angst (vor dem Tod oder auch vor geringeren Gefahren).

3. Blanke Teufelei

Apg 13,4-12 erzählt von der ersten Aussendung des Saulus/Paulus, den der Heilige Geist inzwischen auf seine Seite gezogen hat: Zusammen mit Barnabas (die positive Kontrastperson zu Hananias und Saphira) und Johannes Markus (dessen furchtlose Mutter ihr Haus in Jerusalem zu einem Gebetsort der verfolgten Gemeinde machte) geht es nach Zypern (Verse 4-5). Der dortige römische Statthalter Sergius Paulus will Gottes Botschaft hören, aber ein jüdischer Zauberer an seinem Hof tritt dem entgegen (V. 6-8). Trotzdem kann dieser nicht verhindern, dass der Statthalter am Ende an den Herrn Jesus Christus glaubt (V. 12). Der Zauberer wird nämlich für einige Zeit blind (wieder durch ein Strafwunder), nachdem Saulus/Paulus ihn klar als Feind und als Sohn des Teufels bezeichnet hat (V. 9-11). Demgegenüber ist nun also Sergius Paulus sehend geworden, ein Freund und ein Sohn Gottes.

Manchmal kann es wirklich sehr einfach sein: Da ist jemand ganz eindeutig ein teuflischer Prophet – listig und verdrehend. Dass er dafür mit Erblindung gestraft wird, noch dazu zeitlich begrenzt – das stört uns wohl kaum. Trotzdem ist auch hier wichtig, dass das entscheidende Problem erneut die Feindschaft gegen die Wahrheit ist – und nicht die Person an sich. Sogar in dieser das Potential zu sehen – das ist in diesem Fall einmal mehr die Lösung: Aus dem Juden kann genauso noch ein Freund werden – und zwar indem er sich von der Zauberei abwendet! Jude darf er bleiben – so wie auch der Römer nach dem Annehmen der Botschaft nicht aufgehört hat, ein Römer zu sein. Übrigens gilt das auch für Saulus/Paulus: Zwar wird er seit dem Zusammentreffen mit seinem römischen Namensvetter (und nicht etwa schon vorher!) Paulus genannt. Dass man deswegen nicht gleich ein ‚Ende des Saulus‘ hineininterpretiert, sollte eigentlich selbstverständlich sein.  

4. Internes Streiten

Apg 15,36-41 markiert den Beginn der zweiten Reise von Paulus: Barnabas war mit einer erneuten Teilnahme einverstanden und wollte auch (Johannes) Markus wieder mitnehmen (Verse 36-37). Diese Personalie führte aber zu einem so heftigen Streit, dass es zur Trennung kam (V. 39-41): Barnabas fuhr mit Markus noch einmal hinüber nach Zypern, Paulus wählte Silas (einen führenden Mann der Jerusalemer Gemeinde) als seinen neuen Begleiter und reiste mit ihm über den Landweg in die heutige Türkei. Dorthin war Markus beim ersten Mal nach der Begegnung mit Sergius Paulus zwar auch noch mitgefahren. Doch kurz nach Ankunft auf dem Festland hatte er sich für eine vorzeitige Rückkehr nach Jerusalem entschieden, weshalb Paulus dieses Risiko nicht mehr eingehen wollte (V. 38). Man darf doch wohl den Anspruch haben, dass ein gemeinsamer Auftrag von allen vollständig erfüllt wird!

Im Gegensatz zu Stephanus wurde Barnabas kein Opfer des Hohen Rates, sondern von seinem eigenen Herzen: So wie er sich für Markus einsetzte, hatte er es damals auch für einen ehemaligen Verfolger namens Saulus getan. So war dieser überhaupt erst in den inneren Kreis gelangt und da kam es nun undankbarerweise zu einem Machtkampf. Wer einen Paulus zu seinen Freunden rechnet, braucht keine Feinde! Barnabas wird hier zum letzten Mal erwähnt, Markus auch. Leider war für dieses Problem die Lösung offenbar nicht, dass man sich sofort wieder auf das Gemeinsame besinnen konnte und so wieder zusammen einen Weg fand. Trotzdem hinderte das Gott nicht daran, Paulus und Silas sowie Barnabas und Markus weiterhin zu beauftragen und durch sie zu wirken. Letzterer zumindest ist laut Überlieferung derselbe, der später in paulinischen Briefen sogar wieder als Mitarbeiter auftaucht und der eines der vier Evangelien geschrieben hat.

5. Öffentliche Bestechlichkeit

Apg 24,24-27 offenbart, warum Paulus (offiziell wegen Verdacht auf Anführung von Aufständen überall im Römischen Reich) eine Untersuchungshaft von maximaler Dauer auferlegt wird: Der Statthalter in der Provinz Judäa namens Felix hält Paulus an seinem Amtssitz in Cäsarea gefangen und will bei dieser Gelegenheit zusammen mit seiner jüdischen Frau Drusilla mehr über den Glauben an Jesus Christus hören (Vers 24). Allerdings reicht es ihm auch schnell wieder (V. 25). Trotzdem kommt es bis zum Ende seiner Amtszeit nicht zur Gerichtsverhandlung, sondern erst ganze zwei Jahre später unter seinem Nachfolger Porzius Festus – womit er den führenden Männern des jüdischen Volkes offensichtlich einen Gefallen tut (V. 27). Zudem erhofft er sich Bestechungsgelder von Paulus (V. 26). Wer bei dem Römer also Recht sucht, findet stattdessen Korruption.

Während Sergius Paulus auf Zypern das Potential eines Statthalters zum Guten aufgezeigt hat, ist Felix ein Freund des Schlechten geblieben. Und er kann das dank seiner Macht sogar vor aller Augen sein – also nicht nur heimlich wie Hananias und Saphira. Zuerst sieht es noch so aus, dass der inhaftierte Paulus seinen Auftrag weiter erfüllen und nun also zu Felix (und dessen Frau) sprechen kann. Doch der Römer will die Wahrheit dann doch lieber nicht hören. Dies fiel ja bekanntlich bereits dem König schwer, von dem Paulus seinen jüdischen Namen hat: Saul. Bevor also Saulus/Paulus seine Rechte wieder geltend machen kann, wird er ‚dank‘ der Käuflichkeit im staatlichen System sozusagen erst einmal 24 Monate lang ausgebremst. Und Gottes Lösung für das Problem ist diesmal auch kein beschleunigendes Wunder. Sie steckt vielmehr im Durchhaltevermögen des Paulus, das man natürlich von A (wie Ausdauer) bis Z (wie Zähigkeit) genauso als wundersam bestaunen kann!

Ein Leben auf Distanz zu Gott ist wohl besser, weil ruhiger – richtig? 

Ich denke nicht, dass es sich so einfach verhält. Natürlich kann man einen ganzen Sonntag lang im Bett liegen bleiben und die Kirchenglocken ausblenden, während bei den Frommen ein dichtes Programm auf der Liste steht: Gottesdienstbesuch mit allerlei Vorbereitungen dafür, danach Verabredungen zu weiteren Aktivitäten – entweder gleich später noch oder unter der Woche, so dass auch da die Abende durchgetaktet sind. ABER man findet auch das Umgekehrte: Viele Nicht-Glaubende werden ständig von Sorgen (mit Blick auf die Gegenwart oder in die Zukunft) getrieben, während nicht wenige Glaubende durch die ihnen geschenkte Fähigkeit zum entspannten Loslassen auffallen – gerade in Krisenzeiten. Auch der Auferstandene konnte ganz unbesorgt an seine Zeugen übergeben, indem er ihnen den Heiligen Geist ankündigte (s. Apg 1,4-5 u. 8; vgl. Lk 24,48-49). Genau zu einer solchen Lockerheit sollte also ein Leben nahe bei Gott führen!

Im Gegensatz zu Jesus standen scheinheilige Lehrmeister, die tragischerweise in geistlicher Verkrampfung lebten. Und irgendwo dazwischen bewegten sich Petrus, Barnabas, Stephanus, Paulus. Wie gut gelingt es DIR, Schwierigkeiten locker zu überwinden? Vielleicht wirst du irgendwo gerade von (1) einem Hananias oder einer Saphira, (2) einem Hohen Rat, (3) einem Sohn des Teufels, (4) einem Johannes Markus oder (5) einem Felix herausgefordert. Gehe am besten gleich mal alle Ebenen durch – vom Staat über Einzelpersonen bis zu deinem Innern. Letzteres ist sicher der Ort, wo man die Genannten am wenigsten auf dem Schirm hat. Es wäre ja zu schön, wenn wir nur noch Jesus in uns drin hätten! Man braucht aber nicht erst eine psychische Krankheitsdiagnose, um da allerlei sich widersprechende Stimmen und Teilpersönlichkeiten zu entdecken. Darum ist mein Gebet für dich, dass du dieses ‚innere Team‘ immer mehr führen und umbauen lernst – ganz unverkrampft natürlich, weil der Heilige Geist dir dabei hilft. 

Youtube-Favoriten zur Apostelgeschichte

Das Bibel Projekt bietet hilfreiche Erklärvideos (jeweils zwischen 4 und 7 min) zum kompletten Buch – untergliedert in Teil 1 (Kapitel 1-7), Teil 2 (Kap. 8-12), Teil 3 (Kap. 13-20) und Teil 4 (Kap. 21-28). Sommers Weltliteratur to go wiederum spielt das Ganze nach – mit Playmobil-Figuren und humoristischem Unterhaltungswert (unter 12 min):

Das war ein Blogartikel im Rahmen meines eigenen Projektes 8etappen.net und ich hoffe, er hat Lust darauf gemacht, auch selbständig auf biblische Entdeckungsreise zu gehen! Fange doch auch mit Etappe 1 an und folge mir in deinem eigenen Tempo! Ich selbst lese die Bibel gerade nach meinem Vertiefungsleseplan In 5 Etappen durch die Bibel und werde so in ein paar Wochen einen kurzen Artikel zum Buch Deuteronomium schreiben sowie hier veröffentlichen. Deine Bemerkungen zur Apostelgeschichte würden mich übrigens auch sehr interessieren – Kommentieren ist also höchst erwünscht!!

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