Dritte These: In der Bibel teilt sich ein einziger Gott mit, der dann auch als einzigartig gerühmt und geehrt wird.
Geschöpfe in Dankbarkeit
Immer wenn ich irgendwo ein Kunde mit irgendeiner Nummer bin und es zu einem telefonischen Kontakt kommt, ist klar: Für beide Seiten mag die Stimme am anderen Ende zwar als unerwartet freundlich herausragen, aber man wird einander sehr wahrscheinlich trotzdem nie zu Gesicht bekommen – ja, letztlich ist man für das Gegenüber doch austauschbar. Als das komplette Gegenteil davon wird uns eine biblische Beziehung beschrieben: Da können zwar auch alle Lebewesen jemanden immer und überall anrufen, aber es ist niemand anderes als IHR göttlicher Schöpfer (und für diesen wiederum ist kein anderes Volk so wie SEINES). Grund für einen Anruf, insbesondere zum Lobpreis, findet man dabei stets genug – mitten in der Zeit, am Anfang der Zeit, jenseits der Zeit.
Anbetung ist für die Bibel keine Privatsache, sondern entscheidendes Kriterium – z.B. bei der Beurteilung eines Herrschers: Während sich der Daumen-hoch-König Hiskija in Jerusalem mit einer Kultreform für den Gott Israels und dessen zentralisierte Alleinverehrung einsetzte, mangelte es dem Daumen-runter-König Ahab in Samaria an Unterscheidungsvermögen und es entstand eine Patchwork-Religion mit dubiosem Personal. Die Treue des Volkes Israel zu dessen Gott ist dabei letztlich nicht mit Drohungen zu erreichen, sondern durch das dankbare Wertschätzen aus eigener Einsicht: Mose preist insbesondere das göttliche Gesetz als kostbar und unvergleichlich – als das Vorrecht, die besten Spielregeln weit und breit für ein würdevolles Miteinander bekommen zu haben!
Anbeten ohne Eitelkeit
In allerlei unbehaglichen Aufgaben und Kämpfen wird dem Herrn immer wieder Ruhm und Ehre erbracht – z.B. indem ihm König Salomo erfolgreich ein Heiligtum baut oder indem König Joschafat sich durch sein Gottvertrauen als stark erweist. Eindrücklich ist insbesondere auch die Geschichte von drei Juden, welche sich dem Befehl zur Verehrung eines babylonischen Standbilds widersetzen und aus der strafenden Gewalt Nebukadnezzars gerettet werden. Die standhafte Haltung wahrer Anbetung zeigt sich dabei besonders daran, dass die Männer einerseits mit der Möglichkeit eines Wunders rechnen und andererseits keinen Anspruch darauf erheben.
Jesus predigt gegen den Kult der Geldgier und vermischt sein Judentum nicht mit dem Kult des Hasses auf Samarien, während er sich Aussätzigen als Heiler und einer Witwe (bzw. deren Sohn) als Lebensretter offenbart – ja, zur Selbstmitteilung Gottes wird! Und wer auf dessen Geist hört, teilt (die Rettung aus der Angst um) den eigenen Besitz oder ist mutig zu Gast bei den Rache-Gläubigen (und bringt ihnen Heilung). Auch Paulus stellt den Gekreuzigten und dessen Einzigartigkeit ins Zentrum seines Glaubensbekenntnisses statt etwa ein eitles Selbst oder den eigenen Vorteil.
Fremdenfreundliches Gottesbild
Von allen biblischen Erzählungen beeindruckt ganz besonders die Geschichte einer alleinstehenden Nicht-Jüdin: Diese gibt nämlich nicht der schnellstmöglichen Änderung ihres Zivilstands oberste Priorität, sondern entscheidet sich für die Loyalität zu ihrer jüdischen Schwiegermutter und damit auch für deren einzigartigen Gott. Dank dessen Witwen- und Fremdenfreundlichkeit hat sie jedenfalls Aussicht auf ein Leben mit mehr Freiheit als nur in Abhängigkeit von einem neuen Mann. Und so sind in der Bibel nicht-hebräische Menschen dem Himmelsgott manchmal näher als z.B. ein den Dienst verweigernder, nur widerwillig hörender und engherziger Prophet.
Die Attraktivität des Glaubens an einen einzigen Gott ist nicht darin begründet, dass dabei alles so einfach wäre: Wenn sich da jemand gleichzeitig als Herr Richter und als Herr Retter mitteilt, ist man mit einem sich so einprägenden Bild immer wieder hin- und hergerissen. Zudem landet man schnell in einem Beziehungsdrama, weshalb im Alten Testament streng zwischen Herr Einzig und Herr Oberst unterschieden wird. Der biblische Gott will nämlich nicht nur wie eine Respektsperson, sondern wie eine Vertrauensperson angerufen werden. Beides kommt zusammen, wenn das Neue Testament darum bevorzugt vom göttlichen VATER spricht.
Drittes Fazit: Das Alleinstellungsmerkmal des Gottes, der in der Geschichte der Bibel zu Ruhm und Ehre gelangt, besteht in der Mitteilung seiner Liebe. Man fragt also zu Recht: Warum bezeugen viele Menschen, die sich für biblisch orientiert halten, nicht häufiger diese besondere Zuwendung statt nur eine allgemeine Macht?
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Die Erfahrung, von Gott geliebt zu sein, ist zur Inspirationsquelle für unzählige Lieder geworden. Deren Emotionalität hat sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte auffallend gesteigert. Um die Jahrtausendwende herum war Gott ist Liebe ein Klassiker in deutschsprachigen Gottesdiensten. Your Love Is Amazing verbreitete sich weltweit und irgendwann später tauchte How He Loves Us auf. Jüngeren Datums ist Met by Love – ebenso der folgende eingebettete, weil im Vergleich weniger bekannte Song King of Love:
Mit meiner dritten Antwort auf die Frage „Was steht in der Bibel?“ geht es nächsten Monat weiter. Meine Einladung an DICH, im Rahmen meines Projektes 8etappen.net selbst bei Etappe 1 anzufangen und mir durch die Bibel zu folgen, bleibt natürlich bestehen. So findest du nämlich gleich aus erster Hand heraus, was wirklich „biblisch“ ist. Ansonsten kannst du natürlich auch erst einmal meine Antwort(en) auf diese Frage lesen. Vielleicht regt dich das ja dann an, selbst nachzuforschen.