Was steht in der Bibel? – Gesamtergebnis

Vor ziemlich genau vier Jahren habe ich damit begonnen, das Buch der Bücher wieder einmal komplett und diesmal besonders sorgfältig zu lesen. Im Sommer bin ich dann vorläufig am Ziel angekommen und zum Ende des Jahres veröffentliche ich nun sozusagen den Beitrag der Beiträge unter meinen Blogartikeln. Herausgekommen sind in der Zwischenzeit nämlich vier Thesen, in denen aus meiner Sicht der gesamte Inhalt von Altem und Neuem Testament gipfelt. Es mag sein, dass den einen eine fünfte fehlt oder dass andere nicht mehr als drei brauchen. Die Zahl ist für mich einfach eine gute Mitte zwischen allzu differenziert und allzu vereinfachend. Manche biblischen Schriften haben eher nur einen oder zwei der Punkte zum Thema, manche jedoch eher drei oder vier – natürlich mit jeweils unterschiedlicher Gewichtung. In den Psalmen beispielsweise findet sich alles, was jetzt folgt.

1. In der Bibel gibt es beharrlichen Protest, weil es beharrlich ungeschützte und irregeleitete Menschen gibt.

AT-Lektüreempfehlung dazu: Samuelbücher | Exodus | Ester | Hesekiel | Jeremia | Klagelieder | Nahum | Obadja | Habakuk | Zefanja | Micha

NT-Lektüreempfehlung dazu: Markusevangelium | Offenbarung | Thessalonicherbriefe | Petrusbriefe | Judas | Epheser | Galater | Philemon

Es gibt keinen biblischen Zwang zur Positivität im Sinne eines Wohlfühl-Programms. Auch negative Erfahrungen und politische Parolen haben ihren Platz. Mit kritischen Worten wird Vergangenes ausgewertet und Zukünftiges prophezeit. Der geistliche Kampf der Jesus-Bewegung hat die Befreiung eingeschüchterter und versklavter Menschen zum Ziel. Für die in deren Namen Protest übende Bibel wäre es gerade falsch, immer nur korrekt und höflich zu sein. Allerdings bestimmt nicht nur die Warnung vor allem Schlimmen den Tonfall, sondern auch die Hoffnung auf göttliche Regierung durch einen guten Hirten.

Erstes Fazit: Man kann ganz viele Zusammenhänge damit erklären, dass die Bibel ein Konzentrat von beharrlichem Protest ist. Nur etwas bleibt unerklärlich: Warum sind viele Menschen, die sich für biblisch orientiert halten, so duckmäuserisch und leisetreterisch?

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2. In der Bibel geht es um das Leben, auf dass man erfahrungsreich und sinnvoll lebt.

AT-Lektüreempfehlung dazu: Richter | Genesis | Numeri | Sprüche | Hiob | Prediger | Hohelied | Amos | Maleachi

NT-Lektüreempfehlung dazu: Matthäusevangelium | Johannesbriefe | Korintherbriefe | Timotheusbriefe | Titus | Römer | Jakobus

Ein wichtiges biblisches Ziel ist die Weisheit – wohin es freilich keine Abkürzung gibt. Viele Geschichten dokumentieren die Wirkung eines hilfreichen Rates, eines schlauen Wortes – oder des Gegenteils. Jesus ist nicht ein weiterer scheinheiliger Lehrer, sondern vermittelt einen tragfähigen Glauben jenseits von allzu simplem Glück oder Trost. Geistliches Leben bedeutet immer wieder Umgewöhnung, sollte aber dennoch kein verkrampfter Vollkommenheitstrip sein. Die Bibel beschreibt oft einen Weg zwischen Extremen hindurch, so dass man darauf reifen kann und zunehmend weniger rücksichtslos gegenüber dem Schöpfer bzw. den Mitgeschöpfen sein wird.

Zweites Fazit: Die Ermutigung zum Erfahrungslernen und zur Sinnsuche nimmt in der Bibel durchgehend viel Raum ein. Im Widerspruch dazu steht eine verbreitete Enge diesbezüglich: Warum setzen viele Menschen, die sich für biblisch orientiert halten, auf moralinsaure Totschlagargumente statt auf persönliche Aha-Erlebnisse?

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3. In der Bibel teilt sich ein einziger Gott mit, der dann auch als einzigartig gerühmt und geehrt wird.

AT-Lektüreempfehlung dazu: Königsbücher | Chronikbücher | Deuteronomium | Rut | Jona | Hosea | Joel | Daniel

NT-Lektüreempfehlung dazu: LukasevangeliumApostelgeschichte | Philipperbrief

Nicht zu überhören ist der biblische Aufruf, den göttlichen Herrn Israels zu loben und zu preisen. Die eigene geschöpfliche und dankbare Einsicht sollte zu dieser Wertschätzung führen. Vorbilder in der Bibel sind diejenigen, die standhaft ihre Anbetungshaltung unter Beweis stellen – allen voran Jesus selbst mit seinem kompletten Verzicht auf das eitle Suchen nach dem eigenen Vorteil. Beeindruckend sind auch andere Geschichten, welche die göttliche Freundlichkeit gegenüber Fremden hervorheben, sowie das Bild von einem vertrauenswürdigen und nicht nur respektgebietenden Gott. 

Drittes Fazit: Das Alleinstellungsmerkmal des Gottes, der in der Geschichte der Bibel zu Ruhm und Ehre gelangt, besteht in der Mitteilung seiner Liebe. Man fragt also zu Recht: Warum bezeugen viele Menschen, die sich für biblisch orientiert halten, nicht häufiger diese besondere Zuwendung statt nur eine allgemeine Macht?

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4. In der Bibel trifft man auf Orte, wo betende und ersehnende Menschen ihren Gott antreffen.

AT-Lektüreempfehlung dazu: Josua | Esra & Nehemia | Levitikus | Jesaja | Haggai | Sacharja

NT-Lektüreempfehlung dazu: Johannesevangelium | Kolosserbrief | Hebräer

Jerusalem ist das biblische Herzstück in geografischer Hinsicht – auch wenn eine von gegenständlichen Orten unabhängige Spiritualität ebenfalls entwickelt wird. Zum Zion reisende Menschen, ein Kult mit Opfern auf dem Altar, leidenschaftlicher Wiederaufbau des Tempels nach der Zerstörung – das sind nicht nur Nebenschauplätze der Bibel. Auch Jesus wird in die Heilige Stadt gesandt, ist aber gleichzeitig Vollender einer Rettung für die ganze Welt und eines Lebens im Hause Gottes jenseits der irdischen Wirklichkeit.

Viertes Fazit: Eine auffallende Konstante der Bibel ist das Gebet im Sinne der Frage danach, wo im hiesigen Leben man Gott finden kann. Dabei dürfte man aber auch bemerken: Warum haben viele Menschen, die sich für biblisch orientiert halten, so wenig Sehnsucht nach diesem Aufeinandertreffen von Himmel und Erde?

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Ist die Reihenfolge zufällig oder kommt sie nicht von ungefähr?

Tatsächlich ist mir Nr. 1 beim Lesen auch am allermeisten begegnet – gefolgt von Nr. 2, gefolgt von Nr. 3, gefolgt von Nr. 4. Das hat mich selbst überrascht, da ich mich an erster Stelle wegen des einzig(artig)en Gottes für die Bibel interessiere. Sonst könnte ich ja auch das Manifest der kommunistischen Partei lesen oder Antoine de Saint-Exupéry. Aber das Besondere am biblischen Gott ist eben gerade, dass nicht einfach nur betende und ersehnende Menschen ihn antreffen. Auch in einem erfahrungsreichen und sinnvollen Leben begegnet man ihn. Ja – am allernächsten ist er speziell den ungeschützten und irregeleiteten Menschen!

Mit einem solchen Ergebnis meines Bibelstudiums stehe ich übrigens nicht alleine da. Auf dem Youtube-Kanal von Worthaus gibt es einen Vortrag, der im Zentrum der gesamten biblischen Geschichte ebenfalls diesen Gott des beharrlichen Protests ausmacht (71 min):

Mit 8etappen.net habe ich versucht, einen Leseplan zusammenzustellen für Leute, die einen Anfang (oder Neuanfang) mit der Bibel wagen möchten. Herzliche Einladung also noch einmal an DICH, auch bei Etappe 1 anzufangen und mir zu folgen. Ich selber werde ab 2022 einen neuen Plan ausprobieren, den ich für diejenigen entworfen habe, die wie ich alle Etappen geschafft haben und nun etwas Flexibleres zur individuellen Vertiefung wünschen. Schon bald werde ich also wieder einen Artikel schreiben und das Ganze vorstellen. Jetzt wünsche ich aber erst einmal allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch!

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